## Eine fast unglaubliche Geschichte... ##
Nachdem der Obi bei seiner VPG I auf der langen Flucht sehr heftig aufgelaufen ist,
sprang er manchmal nicht mehr ab. Das hat mir dann auch bei der VPG II ca. 5 Punkte
gekostet. Spätestens da war mir klar, dass etwas nicht stimmen konnte. Ein Besuch
in einer deutschen Tierklinik hatte nichts ergeben. Ein Kollege hat mir dann einen
Tip gegeben.
Es gibt da einen Tierarzt, der sich auf das Einrichten (Einrenken) von Hunden spezialisiert
hat. Hatte ich vorher noch absolut nichts von gehört. Da es aber um meinen Hund
geht und mir dann Entfernungen etc. völlig egal sind, ich also einen Termin am
Freitag um 15 Uhr gemacht.
Da ich am Freitag noch in der Schule unterrichten muss, also direkt danach den Hund
in den Bulli gepackt und ab gings.
Als ich so gerade auf der Autobahn war, klingelt mein Handy. Der holländische
Arzt ist dran. Ich kann ihn von der Sprache und auch von der Lautstärke nur schlecht
verstehen. Er wollte nochmal wissen, wo ich herkomme, was es für ein Hund ist
und ob er auch nüchtern ist. "Recklinghausen (Deutschland), Mali -> dachte
es wäre ein Hovi, nüchtern ja". Zum Schluss wollte er noch wissen, ob
ich etwas früher kommen könnte. Klar, ich bin ja schon unterwegs und Armin
hat gesagt, dass er immer so ca. 1,5 Std. fährt. Ich denke, dass ich so eine halbe
Stunde vor 15 Uhr da sein kann. Super.
Ich bin zunächst mal froh, dass er nicht angerufen hatte, um den Termin abzusagen.
Da ich (noch) kein Navi habe, gibt es nun ein neues Problem. Ich muss fahren und gleichzeitig
auf der Karte nach den Autobahnen schauen. Ist ziemlicher Käse. Bis ich in Holland
bin, geht es aber soweit ganz gut. Ich habe ja schließlich inzwischen noch eine
Stunde Zeit. In Holland ist dann aber erst mal Schicht. Irgendwann gehen dann die Hinweise
auf die n274 (glaube die war es) verloren. Ich also an eine Tankstelle und erst mal
getankt. 96 Cent für einen Liter. Das ist ja wenigstens mal günstig. Auf
meine Frage, ob die Richtung passt? "Ne, dass is die Richtung nach Deutschland!".
Häääää, da komm ich doch her!!!
Also zurück und einmal links abbiegen!. Ah ja! Jetzt passt es wieder!
Dumm ist nur, dass der Tankwart sagte von hier bis nach xy, wo ich hin will, sind es
noch bestimmt 45 Minuten. Na gut, dann bin ich halt nicht früher (um 14.30) sondern
erst wie eigentlich vereinbart um 15 Uhr da. Ist zwar nicht schön, aber halt nicht
zu ändern.
Es ist jetzt 14.55 und ich habe xy erreicht. Wie es im Ort weiter geht, hat mir Armin
genau beschrieben. Passt recht gut. Jetzt muss ich noch unter einer Unterführung
durch und bin pünktlich um 15 Uhr da (na ja vielleicht 5 nach). Mist, die Unterführung
ist gesperrt!!! Häääää?
Keine Umleitung ausgeschildert. Ich fahre erst mal links ab und frage nach ein paar
hundert Metern ein älteres Ehepaar nach dem Weg. "Können Sie mir den
Weg zur Derenklinik xy sagen?" Ja kennen wir! Super sie wissen, wo ich hinwill!.
Dann, als es darum geht, mir den Weg um die gesperrte Unterführung zu beschreiben,
besorgte Gesichter. .... dann Diskussion auf Holländisch... na gut ich muss ja
auch nicht alles verstehen. "also du fahren weiter bis 4x Stopplicht, dann rechts
und dann und dann...dann am besten nochmal fragen". Das hört sich jetzt wieder
nicht so ganz genial einfach an. Danke! Die Holländer sind doch recht freundliche
Leute. Fahre erst mal los. Also an der 4. Ampel rechts...kann ich! Nach ein paar Kilometern
durch den Ort, ohne dass die 3. Ampel zu sehen ist, verlässt mich der Glaube an
die Richtigkeit der Informationen. Ich fahre also erst mal rechts und halte an. Keine
Ahnung, wo ich bin. Da ist doch ein Fahrschulauto, in das gerade ein Fahrschüler
einsteigt. Die Fahrlehrer kennen sich doch meistens aus! Ich also mal hin, bevor sie
los fahren und den Fahrlehrer gefragt. Als ich den Straßennamen nenne zunächst
mal kein Nicken oder Zeichen, dass es ihm bekannt erscheint. Dann gibt er ihn in sein
Navi ein. Ach ja, da ist die Straße. Fahren sie mir einfach hinterher (aus dem
Holländischen übersetzt)! Suuuuperrrr! Ich konnte Fahrlehrer schon immer
gut leiden..!
Nach zig Kilometern und einer Fahrzeit von 15 Minuten biegen wir in eine Straße
ein und ich sehe die gesperrte Unterführung von der anderen Seite. Dann weiß
ich auch, dass der Arzt nach ca. 200 Meter auf der rechten Seite sein muss. Genau da
ist er ja. Kurzes Winken und der Fahrschulwagen düst mit 30 Km/h weiter. Wenn
es nach mir gegangen wäre, hätte der Fahrschüler jetzt schon mal den
Führerschein bekommen. Mist jetzt ist es 15.20 Uhr. Na ja, nur knapp zu spät.
Obwohl ... je nachdem wie man es sieht, wollte ich ja schon vor einer Stunde hier sein.
In der Praxis stehen 4 Leute hinter dem Tresen und erwarten mich. "Hallo, Wolfgang
Schmidt mein Name". Die Minen sind entspannt und freundlich! Kurz noch den Impfpass
übergeben und das Röntgenbild, dass ich von der Tierklinik hier in Deutschland
habe. "Kommen Sie bitte hier herein". Der Arzt meint mich und vor allem natürlich
den Ob. "Können wir ihn mal auf den Tisch stellen?". Klar, "hopp"
und der Ob steht auf dem Tisch .. und jetzt. "Bitte mal vorne festhalten"
.. klar, weil es vorne beißt (das Tier). "Ah ja hier ist was". "Halten
Sie mal bitte den Hund so und so fest" ... komme mir ein wenig ungeschickt vor...
ist aber schließlich das erste Mal. Ich halte also den Ob vorne am Halsband so
fest, dass sein Kopf an meiner Brust liegt. Bin mal gespannt, was jetzt kommt. Er ruft
noch kurz eine Sprechstundenhilfe zum zusätzlichen Festhalten, aber es geht auch
so. Er drückt zunächst hinten links. Der Hund stemmt sich dagegen und bleibt
stehen. Er drückt dann hinten rechts und der Hund knickt ein. "Halten Sie
jetzt mal den Hund ganz fest!". Er drückt und zieht hinten am Hund herum.
Außerdem arbeitet er an der Wirbelsäule. Zur Kontrolle drückt er jetzt
nochmal hinten rechts und ... der Hund bleibt stehen. Er erklärt mir (mir steht
der Mund wohl schon leicht offen), dass das Becken vermutlich auf Grund eines Sturzes
etwas schief gestanden hätte und daher der Hund da Probleme hätte. Hat er
jetzt eingerichtet. Super, dann war es das jetzt wohl! "Moment!" Er verdreht
die Rute in Positionen, die ich nie für möglich gehalten hätte. In manchen
Positionen versucht der Hund schon mal etwa auszuweichen. Zwischendurch knackt es dann
kurz schon mal. Als er anschließend die Rute wieder in die Positionen dreht,
bleibt der Ob absolut ruhig stehen. ."Da war auch was!" Ok dann ist jetzt
ja alles klar! Moment! Wir schauen nochmal am Hals... der Ob bekommt einen Nylonmaulkorb
auf und ich halte seinen Fang. Der Arzt führt meine Hand. Ich biege den Kopf meines
Hundes um 180 Grad auf die eine Seite. Keine Reaktion. Auf der anderen Seite versucht
er kurz auszuweichen. Ein kurzer Ruck und ein recht lautes Knacken und er lässt
sich den Kopf auch auf der anderen Seite bis an den Körper drehen, ohne etwas
zu zeigen. Unglaublich, dass der Kopf so beweglich ist. "So das wars" (wieder
frei aus dem Holländischen übersetzt)! Den Klos, den ich nach dem ersten
Knacken im Hals hatte ist inzwischen wieder verschwunden. Der Arzt erklärt mir,
dass er neben dem Becken auch Wirbel in der Rute und einen Wirbel im Hals korrigiert
hat. Das Problem ist jetzt wohl, dass er so wenig wie möglich rumturnen soll,
damit sich die Bänder nach der Überdehnung wieder straffen können. Stöße
etc. können dazu führen, dass die Wirbel sich wieder verdrehen. Nachdem ich
mich bestimmt 10 mal bei ihm bedankt habe und er mir den kürzesten Weg zurück
erklärt hat, bezahle ich noch die angefallenen 38 EUR und verlasse die Klinik.
Auch nach dem Biegen und Verdrehen war mein Hund absolut ruhig und zeigte keinerlei
Stress oder Angst. Inzwischen ist es 16 Uhr und ich entschuldige mich nochmal innerlich
dafür, dass ich es nicht früher geschafft hatte.
Als ich auf der Heimfahrt bin, denke ich nochmal über alles nach. Was war das
denn eigentlich gerade? |