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Die Königsdisziplin des Schutzhundesportes. Obwohl ich ja der Meinung bin, wir sollten lieber von "Sporthund" sprechen, weil für mich ein richtiger Schutzhund seine "Funktion" nicht nur auf dem Hundeplatz erfüllt, sondern eben auch unter "normalen" Bedingungen. Dies wage ich aber bei den meisten Hunden, die eine Schutzhundprüfung

abgelegt haben, zu bezweifeln! Nach meiner Einschätzung haben die wenigsten Hunde die erforderliche Selbstsicherheit und das nötige Nervenkostüm! Was die Schutzhundprüfung angeht, denke ich, daß ca. 90-95% aller Gebrauchshunde bei richtiger Arbeit eine Prüfung im Schutzdienst bestehen können.

s1 Was macht den Reiz des Schutzdienstes aus?

s2 In welchem Alter des Hundes sollte mit dem Schutzdienst begonnen werden?

s3 Wird der Hund im Schutzdienst "scharf" gemacht?

s4 Wie finde ich als Anfänger einen guten Helfer für meinen Hund?

s5 Was ist zu Einwirkungen, vom HF. oder Helfer, im Schutzdienst zu sagen?

s6 Wird mich mein Hund wenn er eine Schutzhundprüfung hat auch privat. schützen?

s7 Welche Eigenschaften sollte der Hundeführer für den Schutzdienst mitbringen?

s8 Was braucht ein guter Schutzhund (Sporthund)?

s9 Welche Eigenschaften sollte der Helfer besitzen?

s10 Mein Hund prellt beim Rückentransport vor! Was kann ich dagegen tun?


Was macht den Reiz des Schutzdienstes aus?
Es gibt sicher viele Gründe warum die meisten Schutzhundler im Schutzdienst die Königsdisziplin sehen.

  • Der Hund zeigt hier sein eigentliches, tierisches Verhalten im Verbellen und Beißen!

  • Den Menschen reizt es ein hoch im Trieb stehendes Tier zu beherrschen!

  • Das Minirudel HF und sein Hund bekämpfen zusammen einen Feind, den Helfer!

In welchem Alter des Hundes sollte mit dem Schutzdienst begonnen werden?
Hier gehen die Meinungen extrem auseinander. Die Experten wie Dildei, Dr. Raiser und andere sind sich ziemlich einig, daß nicht zu früh mit der Schutzdienstarbeit begonnen werden sollte. So erreicht z.B. der Schäferhund erst mit ca.1,5 - 2 Jahren die nötige Reife um einen ordentlichen Schutzdienst zu leisten. Der landläufigen Meinung nach allerdings wird bereits mit dem Welpen sobald er eben durch die Zahnung ist an jedem Übungstag mit dem Sack gespielt. Das soll dann später das ruhige Halten des Armes fördern. Jeder der sich etwas mit dem Wesen des Hundes beschäftigt hat weiß, daß die Aggressionsbereiche die im Schutzdienst benötigt werden sich beim Hund erst im Alter von ca. 1,5 - 2 Jahren richtig entwickeln. Natürlich entwickeln sich diese Aggressionsbereiche nicht schlagartig. Sind beim Hund keine Wehrbereiche ausgebildet kann er Belastungen des Helfers auch nicht mit Aggression beantworten. Das heißt also bis der Hund die nötige Reife hat können höchstens lustige Beutespiele gemacht werden.
In der Hundeausbildung ist es immer wichtig sich zu fragen "was hat der Hund dadurch gelernt"?
Also was lernt der Hund zwischen 6 Monaten und 1,5 Jahren bei lustigen Beutespielen?

  • Er gewöhnt sich daran im Schutzdienst Beute zu machen

  • Durch zu vielen Wiederholungen in dieser Phase, über lange Zeit, wird aus dem Schutzdienst ein reines Spiel ohne die nötige Ernsthaftigkeit

  • Der Hund lernt nicht, daß er auf Wehrreize mit Aggression antworten muß, da er ja keine
    Wehrreize erhält.

Was hat dies zur Folge?
Irgendwann ist dann die Stunde der Wahrheit bei der der Hund vom Helfer richtig belastet wird. Jeder kann sich nun leicht vorstellen, daß für den Hund nun erst einmal eine kleine Welt zusammen bricht. Im günstigsten Fall steht der Hund das durch. Im ungünstigsten Fall bricht er völlig ein und muß erst, wenn das überhaupt möglich ist, über lange Zeit wieder richtig aufgebaut werden. Ob das allerdings von dem Helfer geleistet werden kann der den Hund über 1,5 Jahre gearbeitet hat wage ich zu bezweifeln!
In der Regel wird sich am Ende ein Schutzdienst je nach Veranlagung des Hundes einstellen der folgende Merkmale aufweisen kann:

  1. Abbremsen kurz vor dem Anbiß bei der langen Flucht!!

  2. Unsicheres Verhalten bei einem fremden Helfer!

  3. Unruhiges Verhalten in den Bewachungsphasen vor dem Helfer!

  4. Unruhiger Griff bei Belastung

Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

Eine sinnvolle Strategie ist folgende:
- Erste Beutearbeit und Sichtung mit ca. 7-8 Monaten. - nur zum testen -
- In Abständen von 3-4 Wochen kurze Tests
- So bald der Hund Belastung mit Aggression beantwortet kann regelmäßig gearbeitet werden!

Wird der Hund im Schutzdienst "scharf" gemacht?
Normalerweise nicht. Im Gegenteil zur leihenhaften Vorstellung von außenstehenden lernt der Hundeführer den hoch im Trieb stehenden Hund zu beherrschen als auch der Hund lernt mit seinen Trieben umzugehen. Es ist wichtig, daß der Helfer den Hund zum Hundeführer passend ausbildet. Der Hund sollte besonders in den Aggressionsbereichen nur so weit gearbeitet werden, daß der Hundeführer noch mit dem Hund "zurecht kommt". Bei "schwachen" Hundeführern muß daher vielleicht auf einen Teil des Potentiales des Hundes verzichtet werden.

Wie finde ich als Anfänger einen guten Helfer für meinen Hund?
Der Helfer ist sicher der wichtigste Faktor in der Schutzhundausbildung! Deshalb ist es auch so wichtig sich über die Wahl eines geeigneten Helfers (so man diese überhaupt hat) Gedanken zu machen. Ich selbst habe mir angewöhnt bewußt die von einem Helfer gearbeiteten Hunde zu beurteilen. Wichtig ist dabei, daß die Hunde selbstbewußt vor dem Helfer arbeiten. Ideal ist es natürlich wenn völlig verschiedene Hunde alle mindestens ein bestimmtes Level besitzen. Der Helfer sollte auf verschiedene Hunde eingehen können und nicht nur eine bestimmte Schiene haben. Er sollte dem Hundeführer erklären können wie er langfristig arbeitet und was er in Augenblick erreichen möchte. Er sollte sich mit den verschiedenen Techniken von Dildei und Raiser auskennen und sie beim jeweiligen Hund anwenden können. Bei einem Helfer der die Namen Dildei und Raiser noch nie gehört hat bin ich persönlich schon sehr skeptisch!

Was ist zu Einwirkungen, vom HF. oder Helfer, im Schutzdienst zu sagen?
Es gilt natürlich grundsätzlich das gleiche was man auch sonst von Einwirkungen wissen sollte:
Die Einwirkung sollte unmittelbar, in Art und Stärke dem Wesen des Hundes angepaßt erfolgen! Die Einwirkung sollte für den Hund überraschend kommen.
Es kommt jedoch immer wieder vor, daß der Hundeführer, der z.B. in der Unterordnung gut mit Einwirkungen beim Hund arbeiten kann im Schutzdienst damit keinen großen Erfolg hat. Warum ist das so? Es liegt daran, daß der Hund im Schutzdienst höher im Trieb steht und sich dadurch von Einwirkungen, die in der Unterordnung vielleicht ausreichen, im Schutzdienst nicht so leicht beeindrucken läßt! Interessant ist auch sich einmal Gedanken zu machen wer im Schutzdienst eigentlich einwirken sollte der Hundeführer oder der Helfer oder vielleicht eine dritte Person. Jede dieser 3 Möglichkeiten hat spezielle Vor- und Nachteile. Der Hund weiß allerdings immer genau von wem die Einwirkung kommt. Dies kann ebenfalls wieder von Vor- aber auch von Nachteil sein. Völlig anders ist dies beim Teleimpulsgerät. Der Hund weiß hier in der Regel nicht wer für die eigentliche Einwirkung verantwortlich ist. Dieser Umstand ist häufig von Nutzen um den Hund vor dem Helfer abzusichern. Wirkt der Helfer direkt ein, so kann es zur Unsicherheit dem Helfer gegenüber kommen. Wirkt der HF ein, so wird der Hund führerabhängig und häufig unsicher so bald der HF heran tritt. Am offensichtlichsten ist die Einwirkung über eine 3. Person. Hier ist oft zu beobachten, daß der Hund gut arbeitet so bald eine Hilfsperson in dessen Nähe tritt, weil von diesem ja eine Einwirkung kommen könnte. Arbeitet der Hund allein mit dem Helfer ist er unsauber.
Das Teleimpulsgerät könnte hier bei richtiger, sinnvoller und vor allem überlegter Anwendung durchaus Vorteile bieten! Wie die praktische Arbeit mit dem Teleimpulsgerät funktioniert zeigt das Video "Kontakt" und "Triebwechsel" von Dr. Raiser. Aber Achtung! Die Nutzung des Teleimpulsgerätes ist zur Zeit verboten!!

Wird mich mein Hund wenn er eine Schutzhundprüfung hat auch privat. schützen?
Meiner Meinung nach nein! Es gibt hierfür verschiedene Gründe.

  • Die Ausbildung im VDH erfolgt in der Regel über Beute

  • Der Hund wird im VDH nicht mannscharf gemacht

  • Es werden immer nur die gleichen Situationen geübt

  • Der Aufbau erfolgt Grundsätzlich auf den Schutzarm

Es ist wahrscheinlicher, daß ein Hund mit einem guten Beschützerinstinkt und Meutetrieb seine Hundeführerin privat verteidigt als ein nach VDH ausgebildeter Schutzhund der diese Wesensmerkmale eben nicht hat!

Welche Eigenschaften sollte der Hundeführer für den Schutzdienst mitbringen?
Zunächst sollte er die nötige Dominanz dem Hund gegenüber besitzen ohne den Hund zu unterdrücken. Er sollte nicht impulsiv sein sondern immer überlegt und ruhig die jeweilige Situation beurteilen und danach handeln.

Was braucht ein guter Schutzhund (Sporthund)?
Grundsätzlich wichtig ist eine gute körperliche Verfassung, da die Schutzdienstarbeit eine körperliche Belastung darstellt. Er muß ein gutes Selbstvertrauen haben und hat im Idealfall eine mittlere Reizschwelle.

Welche Eigenschaften sollte der Helfer besitzen?
Wie weiter oben bereits beschrieben ist der Helfer wohl der wichtigste Faktor im Schutzdienst! Ein guter Helfer kann einen mittelmäßigen Hund so fördern, daß auch dieser einen SCH3-Schutzdienst leisten kann. Aber ein schlechter Helfer kann einen guten Hund auch so falsch arbeiten das jede Vielseitigkeitsprüfung zu einer Wackelpartie wird.
Erwünschte Eigenschaften eines Schutzdiensthelfers:

  • Körperlich und geistig sollte er fit sein!

  • Er ist nicht impulsiv!

  • Er kennt die Prüfungsordnung und kann sie anwenden!

  • Er kennt verschiedene Aufbau- und Hetztechniken und versucht sich ständig weiter zu bilden!

  • Er hat genügend Erfahrung im Schutzdienst!

  • Er sollte offen gegenüber verschiedenen Hundeführernaturellen sein!

  • Er darf natürlich keine Angst vor Hunden haben!

  • Er benötigt Durchsetzungs- als auch Einfühlungsvermögen!

  • Als Mensch ist er charakterfest, korrekt, ausgeglichen und frei von Jähzorn!

  • Er besitzt ein angemessenes Maß an Selbstkritik!

Mein Hund prellt beim Rückentransport vor! Was kann ich dagegen tun?
Zunächst gilt hier sicher wie allgemein, daß der Hund nur das macht was er gelernt hat. Manchen Dinge lernt er allerdings schnelle als andere. So zum Beispiel das wenn der Helfer vor ihm hergeht nach kurzem ein Überfall erfolgt und er beißen darf. Er ist daher bestrebt so nahe wie möglich an sein Ziel (den Helfer) heran zu kommen.
Da er vorher schon gelernt hat, daß die Arbeit mit dem Helfer viel Spaß macht genügen oft 2-3 Rückentransporte mit Anbiß um den Hund extrem vorprellen zu lassen. Hieraus ergibt sich aber auch bereits der erste Lösungsansatz:
- Der Helfer macht keine Angriffe direkt aus dem Rückentransport heraus. Besonders bei triebstarken Hunden ist es vermutlich ideal wenn beim Rückentransport nie ein Anbiß erfolgt.
- Soll doch ein Anbiß erfolgen dann bleibt der Helfer stehen der Hund sitzt, der Helfer dreht sich um, wartet kurz und machten den Angriff. Dieser Ablauf wird grundsätzlich immer so beibehalten.
Möchte man den Hund im Pressing arbeiten, so muß der Hund hoch im Trieb aber im Gehorsam funktionieren. Der Ansatz ist hierbei ganz anders als gerade beschrieben.
- Der Helfer macht ganz normal Angriffe aus dem Rückentransport heraus. Der Hundeführer kontrolliert den Hund über Leineneinwirkung oder früher Teleerziehungsgerät. Am wirkungsvollsten funktioniert dies wie folgt:
- Beim Rückentransport bleibt der Helfer plötzlich stehen. Sofort bleibt der HF ebenfalls stehen und läßt den Hund in die Leine laufen. Wichtig ist hierbei, daß der HF KEIN Kommando Fuß benutzt. Unser Ziel ist es dem Hund zu lehren, daß er auch im Rückentransport auf den HF zu achten hat. Durch ein "Fuß" würden wir ihm immer ein Signal geben wenn er aufpassen soll! Prellt der Hund also vor so bekommt er unmittelbar eine Einwirkung so bald der HF stehen bleibt. So bald der Hund sitzt gehts weiter und der HF gibt ein Kommando an den Helfer der darauf hin weiter geht. Günstig ist wenn eine 3. Person den Ablauf beaufsichtigt und Kommandos für stehen und Angriff gibt. Der Anbiß erfolgt dann wenn der Hund in guter Position geht oder aus dem Sitz heraus. An Stelle der Leine konnte früher natürlich auch das Teleerziehungsgerät eingesetzt werden.