Süd-Afrika 19.09-5.10.2001
Am Anfang war da nur eine Anfrage per EMail von Karin Böhm
aus Südafrika, ob sie auch mit einem Hund eine Schutzhundprüfung machen könne,
der keine Papiere hat...
Daraus entwickelte sich im Lauf der Zeit ein reger Email-Austausch zur Ausbildung von
Hunden, innerhalb dessen sie uns (also Helga und mich) irgendwann mal fragte, ob wir
gerne reisen würden. Natürlich reisen wir gerne - womit die Weichen schon
gestellt waren -
So wurden wir also zu einem Besuch nach Südafrika eingeladen. Da die Reisezeit
vom Flugplatz Paderborn bis zu unserem Endziel East London ca. 18h betragen würde,
entschlossen wir uns für mindestens 2 Wochen zu verreisen. Also brachten wir unsere
Hunde in die Hundepension einer Bekannten und ab gings (stark verkürzt).
Beim Hinflug war uns aus zwei Gründen etwas mulmig. Erstens hatte vor kurzem der
Terroranschlag in NewYork stattgefunden und zum anderen kannten wir Karin bisher nur
aus den Emails. Mit anderen Worten hatten wir ein Blind-Date vor uns. Die Spannung
wuchs als wir auf dem Zwergenflugplatz in East-London landeten. Doch dann die Überraschung
;-) sehr herzlich wurden wir von Karin sowie Familie + Bekannte freudestrahlend in
Empfang genommen. So begann für uns ein sehr interessanter "Hundeurlaub"
in Südafrika (SA).
Im Folgenden möchte ich unsere Eindrücke gerne jeweils mit Stichworten überschreiben,
um das ganze etwas übersichtlicher zu machen und dem eiligen Leser die Möglichkeit
zu geben für ihn unwichtiges zu überspringen.
Unsere Gastgeber
.. brachten uns in einer Granny Flat (einem kleinen Gästehaus) neben dem eigentlichen
Haupthaus auf ihrer Farm unter. Die Farm hatte eine Größe von ca. 20ha und
liegt ca. 10 Km von East-London. Es gab neben den 5 Böhms und den 2 Angestellten
auch jede Menge Tiere: 5 Hunde, Hühner, einen Ziegenbock, Gänse, Schweine,
Schlangen, Pferde, eine Katze, ein Esel, viele verschiedene Vögel (auch lustige),
etc. Von Anfang an fühlten wir uns sehr wohl bei der "Böhmbande",
da wir sehr herzlich aufgenommen wurden.
Karin mit Mavis der Haushilfe, Clever dem Gärtner, Sven ihrem Sohn, und Harry
Lebenshaltungskosten
Der "Rand" ist die amtliche Währung und zur Zeit sehr niedrig im Vergleich
zur DM (1 DM sind ca. 4 Rand), weshalb die Lebenshaltungskosten eher niedrig sind.
Teilweise sehr günstig zu haben sind auch Farmen und Häuser. Das absolute
Schnäppchen wäre eine Hotelanlage in der Nähe von Durban, wo wir Terri,
einen Hundeausbilder besuchten, die vor kurzem für 1.000.000 Rand (also 250000DM)
verkauft wurde!! Hierbei ist noch zu sagen, daß dazu ein Hotel mit 14 Zimmern,
einem Speisesaal, einer Bar, einem Tennisplatz und großem Swimmingpool gehörte.
- schon recht günstig denke ich -
Was ist anders
Als erstes fällt mir da die Kriminalität ein, die speziell in den Großstädten
wie Johannesburg so hoch ist wie in kaum einem anderen Land. Die Häuser hier haben
alle eine Alarmanlage und meistens 1 bis 2 Hunde. Die weißen Einwohner (speziell
diejenigen, die bereits vor dem Ende der Apartheit hier waren) sind ausgesprochen vorsichtig
gegenüber den schwarzen Bürgern. Auch auf "unserer" Farm sind wärend
unseres Besuches Dinge geschehen, die auf kriminelle Handlungen hindeuten. So waren
eines Morgens plötzlich einige Weidezäune durchschnitten. Einige Male waren
auch Alarmanlagen von umliegenden Farmen zu hören. Ein Hund der Familie kam in
einer Nacht ums Leben, wobei die genauen Umstände nicht geklärt werden konnten.
Insgesamt ist SA schon ein etwas heißeres Pflaster und das ist jetzt nicht nur
temperaturmäßig zu verstehen.
Wie nicht anders zu erwarten, kommt man mit der deutschen Sprache in SA nicht all zu
weit (aber das kann einem Bayern in Ostfriesland schließlich auch passieren).
Mit guten Englisch-Kenntnissen kommt man recht gut zurecht, obwohl die SA noch einige
andere Sprachen benutzen. Neben Xosa, der Eingeborenensprache ist auch Afrikans sehr
verbreitet. Afrikans wiederum ist ein Gemisch aus Englisch, Holländisch .... und
wer weiß das schon. Um die Verwirrung komplett zu machen, benutzen einige auch
noch andere Eingeborenensprachen wie Zulu etc. Aber, wenn man eine Sprache nicht versteht,
dann ist es ja auch egal wie sie heißt oder? Wir haben uns auf Englisch beschränkt
und es hat gut funktioniert.
Was uns als "ordentliche" Deutsche sofort aufgefallen ist, sind die vielen
Fußgänger auf der Autobahn! In Deutschland wird sofort eine Warnmeldung
durchgegeben, wenn jemand einen Fußgänger auch nur in der Nähe der
Autobahn sieht. In SA ist es normal, daß neben der Autobahn und sogar auf dem
Mittelstreifen Schwarze laufen. Es liegt in der Natur der Sache, daß man, um
auf den Mittelstreifen zu kommen, die Autobahn überqueren muß. Das ist hier
völlig normal und stört keinen. Halt alles eine Frage der Gewöhnung.
Man muß allerdings auch sagen, daß der Straßenverkehr bei Weitem
nicht unsere Ausmaße hat.
Das is auf jeden Fall anders.
Land und Leute
Wie nicht anders zu erwarten unterscheidet sich die Fauna und Flora deutlich von der
in Deutschland. Neben Palmen (natürlich nicht im Gewächshaus) haben wir Gummibäume
gesehen, die die Größe eines Apfelbaumes hatten. Einen Baum mit Blüten,
die innerhalb eines Zyklus nach einander 4 Farben annehmen bevor sie verblühen.
Ebenfalls exotisch sind die Möglichkeiten der Speisen, die man in guten Lokalen
ordern kann. Es gibt Krokodil, Springbock, Strauß, Zebra und einiges mehr, was
unseren europäischen Gaumen in Erstaunen versetzen kann. Die Leute in SA sind
durchweg gastfreundlich und höflich. Zum Abschied erhielten wir von einigen Mitgliedern
des Hundevereins, bei dem wir das Seminar durchführten, kleine Geschenke. Eine
sehr nette Geste, die so in Deutschland doch eher äußerst ungewöhnlich
ist. Ebenso erstaunt waren wir als ein Hundesportler am Morgen nach einem Seminartag
bei uns anrief und sich für die vielen Informationen etc. bedankte.
Straßenhandel in SA
Hundesport
KUSA heißt der Dachverband, an den die meisten Hundevereine in SA angeschlossen
sind. Die Prüfungen laufen nicht nach IPO des FCI sondern eben der KUSA ab.
Es gibt hierbei reine Fährtenprüfungen ITT1..5, wobei ITT1..3 in etwa unserer
SchHI..III -Fährte
entspricht. Die ITT4 und ITT5 sind mit der FH1 und FH2 zu vergleichen. Interessant
in diesem Zusammenhang ist, daß je nach Witterungsverhältnis ein Abweichen
von bis zu 1m nach links und rechts von der Fährte nicht fehlerhaft ist. Der Ablauf
der von uns besuchten Prüfung war ebenfalls ungewöhnlich. Der gesamte Zeitablauf
für jede einzelne Fährte als auch für den gesamten Tag wurde am Vortag
auf die Minute genau festgelegt. Am Prüfungstag wurde jede einzelne Fährte
gelegt und genau nach der vorgegebenen Wartezeit abgesucht. Anschließend wurde
die nächste gelegt und so weiter. Dieses Vorgehen kostete natürlich jede
Menge Zeit und führte dazu, daß sich alles extrem lange hinaus zögerte.
Leiter muß ich sagen, daß die gezeigten Leistungen nicht ganz unserem Standart
entsprachen. Natürlich weiß ich, daß man über die Bewertung immer
geteilter Meinung sein kann, aber insgesamt erschienen uns die vergebenen Punkte doch
für die gezeigten Leistungen recht hoch angesetzt. Dabei fällt mir nebenbei
ein, daß überhaupt keine Punkte, sondern Prozent vergeben wurden. Eine 90%
Fährte (Track) entspricht 90 Punkten.
Lustig fand ich auch (wahrscheinlich nur Gewöhnungssache) die so genannten Classic-Prüfungen.
Diese beinhalten 3 Teile. Fährte, Unterordnung und Agility! Innerhalb der Fährte
gibt es zum Beispiel eine Übung bei der 5 Gegenstände vom Hund aus einem
quadratischen Bereich gesucht (erstöbert) und dem Führer apportiert werden
müssen. Lustig auch noch die Sache mit dem Agility! Im Rahmen des Agilityteiles
muß der Hund über einen Sprung über eine 1m Hürde, eine Kletterwand
und einen Weitsprung zeigen. Hat also nichts mit dem zu tun, was wir hier normalerweise
mit Agility bezeichnen würden. Aber alle haben Spaß und das ist ja sowieso
die Hauptsache dabei!
Hundeplatz in East-London
So das wars dann für Heute..... |